Psychologische Hausapotheke

Geduldattacke

Statt mit Panik auf eine situative Überforderung zu reagieren, ist es viel sinnvoller sich in Geduld zu trainieren.

Haben wir Dinge, die wir scheinbar nicht ändern können, erst einmal akzeptiert, entsteht Flexibilität im Hinblick auf unsere Handlungsmöglichkeiten. Indem wir scheinbar Unveränderliches erst mal akzeptieren, haben wir mehr Zeit und Kraft, uns auf die Möglichkeiten zu fokussieren, die für uns wichtig sind, die uns weiterbringen und die wir beeinflussen können. Die kurze Zäsur im Geiste: „ist das hilfreich“ stellt konstruktive „Gedankenweichen“.

Akzeptanz bedeutet also auch auch Bereitschaft etwas Neues auszuprobieren (das fällt leicht, da ja bisherige Strategien nicht funktioniert haben). Die Bereitschaft auch unangenehme Gefühle und Gedanken zu erleben hilft uns auch unsere Kontrollstrategien unter die Lupe zu nehmen und ermöglicht Wachstum.

Die Akzeptanz und Commitment Therapie geht davon aus, dass psychisches Leid ohnehin zu jedem Lebenslauf dazugehören. Die in der Evolution erlernte Erfahrungsvermeidung führt bei Gedanken und Gefühlen leider häufig zu psychischen Störungen. Akzeptanz führt erst mal zu Entspannung und ermöglicht die Dinge einfach laufen zu lassen und Kontakt mit dem gegenwärtigen Moment aufzunehmen. 

Cognitive Defusion führt dazu, dass inneres Zurücktreten von einer vermeintlichen „Inneren Stimme“ möglich wird. 

Kognitive Defusion ist also eine Auflösung der Fusion zwischen dem Ich und den negativen Emotionen, die Wahrnehmung des Selbst bekommt eine eigene transzendentale Qualität und eine Ausrichtung des eigenen Handelns auf selbstgewählte Werte wird beispielsweise durch eine kurze Zwischenfrage „ist das hilfreich?“ ermöglicht.

Die Defusion (Entschärfung, das Gegenteil von Fusion = Verschmelzung) hat das Ziel , Abstand zu unseren Gedanken zu ermöglichen. Es fällt uns umso schwerer Gedankenkreise zu durchbrechen, je mehr wir mit unseren Gedanken „fusionieren“.Die kognitive Defusion bietet kleinere Übungen mit deren Hilfe wir uns von Gedanken lösen können. Eine neue Perspektive wird möglich. Das Trennen der Gedanken von der Person „entschärft“ (to defuse) also die psychologische Herausforderung.

“Das seltsame Paradoxon ist, dass ich mich ändern kann, wenn ich mich so akzeptiere, wie ich bin.”

Carl Rogers

Durch diese Technik entsteht ein sogenanntes „Beobachterselbst“, dass sich nicht von Selbstvorstellungen abhängig macht und deshalb verhältnismäßig schmerzfrei Situationen erlebt. Es entsteht eine höhere Flexibilität im Umgang mit Situationen. Autonome Wertvostellungen können entwickelt werden, weil der gewonnene Spielraum dies möglich macht. Engagierte Tätigkeiten, die auf die erarbeiteten Werte rekurieren, lassen sich umsetzen, weil der gewonnene Spielraum Weichenstellungen ermöglicht, die nicht von situativen Negativ-Erfahrungen beeinflusst werden.